Reise-Wander-Seminare 2024: Spuren und Geschichte(n). Erinnern und Gedenken

Für 2024 sind bisher 6 Seminare geplant für alle an historischer Bildung Interessierte in Sachsen:

  1. Theresienstadt von 1941 bis 1945 (22.03.2024)
  2. Lidice 1942 (23.03.2024)
  3. Zgorzelec und Görlitz von 1939 bis 1945 (18.04.2024)
  4. Nardt bei Hoyerswerda von 1939 bis 1948 (24.05.2024)
  5. Venusberg und Wilischthal im Erzgebirge 1944/45 (07.06.2024)
  6. Großschweidnitz von 1939 bis 1945 (30.08.2024)

Ziel der Bildungsfahrten ist die Sensibilisierung für unbekannte Gedenkstätten und lokale Orte im (Grenz-)Raum Sachsens, die mit NS-Zwangsarbeit, KZ-Außenlagern, Kriegsgefangenenlagern und der sowohl geplanten als auch willkürlichen Vernichtung von Menschen durch die Nationalsozialisten verbunden sind. Wir werden Menschen kennenlernen, die gemeinsam mit uns die Geschichte dieser Orte erkunden. Und wir werden nachdenken, wie wir dieses Wissen für die historische Bildung nutzen können.

Die Seminare finden i. d. R. von 09:00 bis 17:00 Uhr an den jeweiligen Orten statt. Anmeldung oder Nachfragen bitte per eMail an Beatrice Pätzold: b.paetzold@bmst.eu

Hier finden Sie die Flyer zu den Projekten und weiter unten noch mehr Details zu den einzeln Terminen. Weitere Infos zu Kosten, Deadlines, etc. können auch auf unserer Webseite www.bmst.eu nachgelesen werden.

1. Theresienstadt von 1941 bis 1945 (22.03.2024)

Wer sich an seinem Wohn- oder Arbeitsort, vielleicht sogar vor der eigenen Haustür, auf Spurensuche begibt, könnte überrascht werden, wieviel Spuren der Vergangenheit es im Leben der  Gegenwart noch gibt. Das Theresienstädter Gedenkbuch ist allen Opfern der Judentransporte aus Deutschland nach Theresienstadt namentlich gewidmet. Ganz bestimmt sind auch dort Namen von Juden und Jüdinnen zu lesen, deren Spuren nach Leipzig, Annaberg, Zwickau, Dresden oder Zittau reichen. Theresienstadt war von 1941 bis 1945 „Alters-“Ghetto, Konzentrations- und Durchgangslager für insgesamt mehr als 140.000 Menschen aufgrund ihrer Zugehörigkeit zur „jüdischen Rasse“ vorwiegend aus „Böhmen und Mähren“, dem Deutschen Reich und Österreich, davon auch mehrere Tausend aus Sachsen.

Es sind alle an historischer Bildung Interessierte eingeladen, am 22.03.2024 nach Terezín zu fahren, mit uns diesen Ort mit seiner Geschichte kennenzulernen und sich der Frage zu widmen: Wie kann dieser Ort für die historische Bildung genutzt werden? Dieses Reise-Wander-Seminar (von 09:00 bis 17:00 Uhr) bietet kein fertiges Konzept für eine historische Spurensuche, sondern dient dem Austausch und liefert Anregungen. Sollten Sie auch am Seminar am 23.03.2024 in Lidice teilnehmen wollen, gibt es in Terezín eine Möglichkeit für Übernachtung. Schreiben Sie uns, wenn Sie Interesse oder Fragen haben.

Am 14.03.2024 gibt es zu dieser Fahrt von 18:30 – 20:00 Uhr ein online-Vorbereitungsseminar zum Kennenlernen, zum Thema „Gedenk- und Erinnerungsarbeit: Gedenkstättenfahrten“ und für organisatorische Fragen.

2. Lidice 1942 (23.03.2024)

Jiří Pitín, ein Kind von Lidice, der das unsagbare Leid der Menschen von Lidice – Frauen, Männer und Kinder – überlebt hat, erzählt uns am 23.03.2024 im Rahmen unserer Bildungsfahrt über das Schicksal seiner Familie und des Dorfes, in dem er geboren wurde. Seine Mutter und Großmutter haben Ravensbrück nicht überlebt. Sein Vater hat das Massaker von Lidice nicht überlebt. Seine Schwester hat Kulmhoff/Chelmno nicht überlebt.

Dieser Ort ist für uns, die in Sachsen leben, nicht weit entfernt. Und trotzdem wissen viele nicht, dass dieses Dorf mit seinen Bewohnern 1942 als Rache- und Vergeltungsakt von den Nationalsozialisten ausgelöscht wurde. Das möchten wir mit dieser Reise ändern.

Es sind alle an historischer Bildung Interessierte eingeladen, am 23.03.2024 nach Lidice zu fahren, mit uns diesen Ort mit seiner Geschichte kennenzulernen, mit Jiří Pitín zu sprechen und sich der Frage zu widmen: Wie kann dieser Ort für die historische Bildung genutzt werden? Dieses Reise-Wander-Seminar (von 09:00 bis 17:00 Uhr) bietet kein fertiges Konzept für eine historische Spurensuche, sondern dient dem Austausch und liefert Anregungen.

Am 14.03.2024 gibt es zu dieser Fahrt von 18:30 – 20:00 Uhr ein online-Vorbereitungsseminar zum Kennenlernen, zum Thema „Gedenk- und Erinnerungsarbeit: Gedenkstättenfahrten“ und für organisatorische Fragen.

3. Zgorzelec und Görlitz von 1939 bis 1945 (18.04.2024)

Görlitz, damals eine Stadt in Schlesien, erfüllte alle Voraussetzungen, um im östlichen Teil der Stadt ein Kriegsgefangenenlager, das Stalag VIII A, errichten zu lassen. In den Jahren 1939–1945 sind schätzungsweise 120 000 Kriegsgefangene verschiedener Nationalitäten durch das Lager gegangen. Dabei war die Verwendung der Kriegsgefangenen als billige Arbeitskraft, als Zwangsarbeiter, von Anfang an geplant, sei es in Bergwerken, Industriebetrieben, Steinbrüchen, in der Landwirtschaft, aber auch in der Rüstungsindustrie. Es sind alle an historischer Bildung Interessierte eingeladen, am 18.04.2024 nach Zgorzelec/Görlitz zu fahren, mit uns diesen Ort mit seiner Geschichte, die Gedenkstätte im heutigen Zgorzelec, das Europäische Zentrum Erinnerung, Bildung, Kultur mit seinen Bildungsangeboten kennenzulernen, Orte der NS-Zwangsarbeit in Görlitz aufzusuchen und sich der Frage zu widmen: Wie kann dieser Ort für die historische Bildung genutzt werden? Dieses Reise-Wander-Seminar (von 09:00 bis 17:00 Uhr) bietet kein fertiges Konzept für eine historische Spurensuche, sondern dient dem Austausch und liefert Anregungen.

4. Nardt bei Hoyerswerda von 1939 bis 1948 (24.05.2024)

Das Lager Elsterhorst (Nardt) bei Hoyerswerda erzählt eine europäische Geschichte vom Krieg in einer traditionell sorbischen Region, geprägt von Land- und Forstwirtschaft, dörflichem Handwerk, Braunkohlebergbau, der Eisenbahn mit vielen kleinen und großen Betrieben. Zwischen 1939 und 1948 waren hier zu Kriegszeiten Soldaten, Offiziere, Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene aus Frankreich, Belgien, Polen, Tschechien, Russland und nach dem Krieg deutsche Wehrmachtssoldaten und später Vertriebene aus Schlesien und Ostpreußen. Heute befindet sich auf dem Gelände des ehemaligen Lazaretts in einer der letzten historischen Baracken ein Dokumentationszentrum, das die Geschichte dieser Lager und Geschichten von all diesen Menschen zu unterschiedlichen Zeiten erzählt.

Es sind alle an historischer Bildung Interessierte eingeladen, am 24.05.2024 nach Hoyerswerda, Nardt und Spohla zu fahren, mit uns diese Orte mit ihrer Geschichte kennenzulernen und sich der Frage zu widmen: Wie können diese Orte für die historische Bildung genutzt werden? Dieses Reise-Wander-Seminar (von 09:00 bis 17:00 Uhr) bietet kein fertiges Konzept für eine historische Spurensuche, sondern dient dem Austausch und liefert Anregungen.

5. Venusberg und Wilischthal im Erzgebirge 1944/45 (07.06.2024)

Die Frage „Wusstest du, dass die Verbrechen des Nationalsozialismus direkt vor deiner Haustür stattgefunden haben, z. B. in der ehemalige Feinspinnerei in Venusberg?“ wurde von 99% der befragten Jugendlichen mit „Nein“ beantwortet. Daraufhin wurde 2023 ein Aufruf zum Jugendprojekt zur Aufarbeitung der NS-Vergangenheit in der Region um Drebach, Scharfenstein, Thum und Venusberg im Erzgebirge gestartet.

Anfang 1944 kamen 1000 Jüdinnen aus den KZs Ravensbrück und Bergen-Belsen in Venusberg an, um Flugzeugteile herzustellen. Auftraggeber waren die Junkerswerke in Dessau, die in der Spinnerei Gebrüder Schüller unter dem Decknamen „Venuswerke AG“ produzieren ließen. Venusberg war eines von 27 Außenlagern für ausschließlich weibliche Häftlinge, das vom KZ Flossenbürg verwaltet wurde. Läuft man am Fluss Wilisch weiter, kommt man nach Wilischthal und Zschopau, wiederum Orte, in denen damals z. T. stillgelegte Fabriken als KZ-Außenlager dienten.

Es sind alle an historischer Bildung Interessierte eingeladen, am 07.06.2024 nach Venusberg und Wilischthal im Erzgebirge zu fahren, mit uns diese Orte mit ihrer Geschichte zu erwandern, durch die Fabrikhallen in Venusberg zu laufen, mit Ortschronisten, aber auch mit den Initiator:innen des Jugendprojekts „Verlorene Geschichte(n)? – Eine historische Bildungsinitiative.“ ins Gespräch zu kommen und sich der Frage zu widmen: Wie können diese Orte für die historische Bildung genutzt werden? Dieses Wanderseminar (von 09:00 bis 17:00 Uhr) bietet kein fertiges Konzept für eine historische Spurensuche, sondern dient dem Austausch und liefert Anregungen.

6. Großschweidnitz von 1939 bis 1945 (30.08.2024)

2023 wurde auf dem Gelände der ehemaligen Landesanstalt Großschweidnitz und des Friedhofes eine Gedenkstätte eingeweiht. Sie erinnert an die Menschen, die im Rahmen der nationalsozialistischen Krankenmorde ums Leben gebracht wurden. Frauen wurden zwangssterilisiert und erhielten als „unnütze Esser“ eine „Sonderkost“, was langfristig zu einer Unterversorgung führte. Bis zum Kriegsende 1945 starben insgesamt mehr als 5000 Menschen aus dem damaligen Deutschen Reich, aber auch psychisch erkrankte Zwangsarbeiter:innen aus anderen Ländern durch Unterernährung, Vernachlässigung und Beruhigungsmittel.1940/41 wurden „minderwertige“ Mädchen und Jungen vom Katharinenhof im benachbarten Großhennersdorf mit einem Beruhigungsmittel umgebracht. Ab 1943 wurde Großschweidnitz zu einem Ort der „Kindereuthanasie“. Psychisch kranke und alte Menschen wurden nach Pirna-Sonnenstein überführt und dort in einer Gaskammer ermordet.

Es sind alle an historischer Bildung Interessierte eingeladen, am 30. August 2024 nach Großschweidnitz und Großhennersdorf  zu fahren, mit uns diese Orte mit ihrer Geschichte kennenzulernen und sich der Frage zu widmen: Wie können diese Orte für die historische Bildung genutzt werden? Dieses Reise-Wander-Seminar (von 09:00 bis 17:00 Uhr) bietet kein fertiges Konzept für eine historische Spurensuche, sondern dient dem Austausch und liefert Anregungen. Den genauen Termin erfahren Sie rechtzeitig.